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Vor zehn Jahren war Deutschland noch das „Bordell“ Europas. Begrifflichkeiten ändern sich, aber die Absicht derer, derzeit ganz massiv die Frauen Union der CDU, die das immer wieder so sagen, ist und bleibt klar: sie möchten Empörung in der Bevölkerung auslösen. Sie können nämlich davon ausgehen, dass als überwältigende Reaktion kommt: „Oh je, Puff Europas wollen wir natürlich nicht sein! Schnell was dagegen tun!“
Doch was sagen sie eigentlich wirklich damit aus? Ein Bordell muss schließlich per se nichts Schlechtes sein. Es ist zunächst vor allem ein Arbeitsplatz für – hauptsächlich – Frauen. Einer, der wesentlich sicherer ist als eine Terminwohnung oder gar der Straßenstrich. Ein öffentliches Bordell unterliegt nämlich zahlreichen Auflagen, ist sichtbar und so können die Rechte der dort arbeitenden Frauen gewahrt werden. Es ist kontrollierbar. So weit doch nicht verkehrt, sollte man meinen. Außer... Ja, was schwingt denn da wirklich mit in der Betitelung „Puff“? Ganz klar: Vor allem das ewige Stigma gegenüber dem Sexgewerbe. Es wird weiter gestärkt. Die Bezeichnung „Puff Europas“ hebt den moralischen Zeigefinger weit in die Höhe und bemängelt: Igitt, Deutschland ist voller Nutten und Schmuddelkram. Pfui. Was sollen denn die Nachbar...länder denken? Diese Frauen passen doch nicht ins Stadtbild! Aber das ist noch nicht alles: Es heißt ja nicht einfach nur, dass Deutschland ein Hurenhaus sei, sondern gar gleich das – größte? schlimmste? meistbesuchte? - von Europa! Was soll denn wohl da noch nebenbei kritisiert werden? - Na? Natürlich die Tatsache, dass Deutschland Einwanderungsland ist. Der Begriff „Puff Europas“ ist also Ausdruck einer konservativ-moralischen und dazu noch unverhohlen fremdenfeindlichen Geisteshaltung. Das soll natürlich keiner wissen. Daher werden sozial besser verträgliche Gründe hervorgebracht, insbesondere auch, um die Gegner zu verwirren. Und was eignet sich in diesem Fall besser, als auf feministisch zu machen? - „Die armen Frauen! Sie müssen mit einem Sexkaufverbot geschützt werden! Nur für sie machen wir uns stark! Nicht etwa für unser politisches Ansehen, oh nein, nicht um hinterrücks das Gesindel in ihre Herkunftsländer abzuschieben („die wollen ja alle gern wieder zu sich nach Hause zurück“ behauptet Gesundheitsministerin Warken auch ohne Umschweife oder schlechtes Gewissen). Die „Expertendebatte“ um ein Sexkaufverbot, die wiederholt ohne Expertinnen (das sind nämlich die Sexarbeiterinnen selbst) gehalten wird, sollte unter genau diesen Vorzeichen betrachtet werden – denn die Argumente für ein solches Verbot sind, nach wie vor, reine Augenwischerei.
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